Warum Karate? (Dechi-Ship 2 Monat)

Das Sprichwort "Time is flying by" finde ich hier sehr passend, es sind schon zwei Monate vergangen...Ich fühle mich irgendwo zwischen, ich habe schon so viel erlebt & doch stehe ich erst am Anfang. Es gibt gute Tage, es gibt schlechte Tage, Tage an denen habe ich viel Motivation und Tage an denen habe ich kaum Motivation. Doch wichtig ist immer das Jetzt unabhängig meiner Gefühle.

-Lebe, als wäre dies dein letzter Tag & doch plane, als würdest du ewig leben-

Ich durfte die ersten Checkpoints bereits hinter mir lassen, welches einem immer wieder aufzeigt das es vorwärts geht. Diesen Monat habe ich nebst dem Sport, mich auch mit der Herkunft und Tradition auseinandergesetzt. Ebenfalls durfte ich intensiv in die verschiedenen Angriffs- und Verteidigungstechniken eintauchen. Wenn man mal in dieses "Rabbit hole" geht und sich hinterfragt z.B. "warum mache ich A & B und nicht X & Y" bringt dies ein tieferes Verständnis und ein Gefühl Karate nicht zu machen, sondern zu verstehen.

Durch das Wöchentliche unterrichten in der Kinderklasse setzt man sich ebenfalls mit der Grundschule noch einmal anders auseinander, dies empfinde ich aber nur als positiven Bonus das was mir wirklich Freude bereitet ist das Unterrichten, Werte weitergeben, Erfolg und Fortschritt beobachten und einen Teil dazu bei geben können fühlt sich sehr erfüllend an.

Wenn man jemanden etwas lehrt, ist man logischerweise ein Lehrer, wie schon alle erfahren durften gibt es solche und solche Lehrer. Die Frage "Was für ein Lehrer möchte ich sein?" Ist auf den ersten Blick relativ einfach und würde man mit "ein guter" oder ähnlichem beantworten, auf den zweiten Blick finde ich dies sehr persönlich den weiterführend ist die Frage für mich gleichgestellt mit "Was für ein Mensch möchte ich sein?" Ich hatte mich bis zu diesem Zeitpunkt noch nie intensiv mit dieser Frage beschäftigt und empfand dies zu beantworten als einen weiteren Schritt auf einer langen Reise.

Ich habe bereits mit meinem Meister darüber philosophiert, das Gefühl, wenn man etwas macht oder etwas in die Hand nimmt und direkt spürt "Das liegt mir oder das kann ich" man kann es auch Talent nennen. Ich musste zugeben das ich dieses Gefühl noch nie hatte, es gibt nichts, was ich je gemacht habe das mir irgendwie gelegen ist oder in dem ich talentiert war. Nie schlecht aber von gut weit entfernt, immer Durchschnitt. Ja auch im Karate finde ich mich nicht talentiert und dann noch ein Stil, der fast ein Gegenteil meiner Persönlichkeit ist. Also warum mach ich es dann? Warum nicht Boxen, Kickboxen oder MMA? Wäre ich dort vielleicht talentierter? Ich glaube es nicht und um ehrlich zu sein kann ich diese Frage nicht richtig mit Worten beantworten, ich kann nur sagen mein Inneres/Herz zieht mich hierhin, spürt vielleicht das hier mein Platz ist. Gerade weil dies ein Gegensatz zu meiner Persönlichkeit ist, ist es perfekt. Ich vs. Ich.

Mit jedem Training, jedem Buch und jedem Tag, den ich hier bin, habe ich das Gefühl meiner Wahrheit näher zu kommen und dafür lohnt es sich.

Erster Schritt (Dechi-Ship 1 Monat)

Mitte August dieses Jahres (2024) habe ich mich auf eine lange Reise begeben und hoffentlich werde ich eines Tages zurückblicken und mir dafür danken. Wenn ich die letzten Wochen mit einem Wort beschreiben müsste, wäre es "Loslassen". Alles, was ich über Karate dachte zu wissen musste ich loslassen, denn ein volles Gefäss kann nichts mehr aufnehmen. Mit scheinbar einfachen Grundschultechniken auseinander zusetzen wurde plötzlich anspruchsvoll, ein guter Input wirft ein anderes Licht auf bereits gelerntes.

So konnte ich mein Fundament stärken & mich ein wenig erden. Ich durfte lernen das Loslassen etwas sehr Schönes ist, dadurch ist man wieder freier und kann neue Ziele greifen.

Ich habe das Kickboxen losgelassen und dafür Tai-Chi erhalten, welches mir schon jetzt positive Aspekte beibringen konnte, welche ich bereits im Karate umsetzte. Ich habe die Arbeitswelt losgelassen und habe mich schon lange Zeit nicht mehr so stressfrei gefühlt, fast schon sorglos. Auch habe ich gemerkt das Loslassen in viele Aspekte des Lebens angewendet werden kann, nun probiere ich diese Stück für Stück umzusetzen.

Ich konnte mich neben dem Training auch wieder alten Hobbys zuwenden, welche man schon lang wieder anfangen wollte, in meinem Fall sind dies lesen und Schach spielen. Nebst alten Hobbys musste/durfte ich mich auch mit neuen Hobbys auseinandersetzen, das Biken stellte sich für mich als viel schwieriger aus als Anfangs gedacht. Kochen... etwas, was ich jahrelang nie gerne gemacht hatte, hat mir plötzlich doch Freude bereitet (hier bin ich mir aber noch nicht sicher ob es mir nur Spass macht weil ich oft Hunger habe)

In diesem einem Monat habe ich bereits zwei fantastische Bücher gelesen "Die Möwe Jonathan" & "Illusion", dies sind keine Bücher wie ich Sie kannte aus diesem Grund tat ich mich Anfangs auch schwer diese zu lesen, die Botschaft dahinter ist jedoch einzigartig.

Ich persönlich habe das Gefühl mich bereits in einem Monat körperlich wie mental weiterentwickelt zu haben, etwas in mir sagt jedoch das ich noch mehr hätte leisten können.

Rückblickend betrachtet ist es schwer das eigene Wachstum zu erkennen und ich muss mich damit zufriedengeben, was ich bereits geschafft habe.

Ich habe die grosse Ehre, neben Karate, die Kunst des Kubudo zu lernen. Ich empfinde dies als sehr kompliziert, geniesse aber jede Minute, welche ich darin investiere (trotz der vielen Blasen an meinen Händen). Letztlich bin ich froh den Mut gepackt zu haben und werde den ersten Schritt dieses Abenteuers sicher nie vergessen.